Emotionale Intelligenz meistern: 3 Wege zu mehr Erfolg & Gelassenheit

Schadenfreude, Sehnsucht, Flow-Zustand? Könntest du diese emotionalen Zustände an einem Gesichtsausdruck erkennen? Wie würdest du diese Gefühle einem Fremden beschreiben?

Emotionen in anderen zu erkennen, zu verstehen oder zu beschreiben ist gar nicht so einfach, denn wir können bis zu 200 verschiedene emotionale Zustände erleben. Dabei sind manche emotionalen Zustände nur eine Nuance anders als andere. Trotzdem können viele Menschen erstaunlich feine Unterschiede zwischen Emotionen wahrnehmen – sie sind also emotional intelligent.

Emotionale Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit, mit Emotionen umzugehen. Das beinhaltet, wie wir eigene Emotionen wahrnehmen, verstehen und regulieren können, aber auch unsere Wahrnehmung und unser Verständnis von Emotionen anderer Menschen um uns herum. Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz können eigene und fremde Emotionen schnell erkennen, einordnen und in zwischenmenschlichen Interaktionen sinnvoll einsetzen.

Springe zu: 5 Benefits von emotionaler Intelligenz

Auch wenn wir zahlreiche emotionale Zustände erleben können, lassen sich grundlegend 7 Basisemotionen unterscheiden1. Diese sieben Emotionen sind die bekanntesten, und wir alle haben diese Emotionen wohl schon einmal erlebt.

1. Freude – ist unser Ausdruck von Zufriedenheit, Glück und Wohlbefinden.

  • Funktion: Freude ist eine wichtige Emotion für unser soziales Miteinander. Sie stärkt soziale Bindung und motiviert uns außerdem, Verhalten zu wiederholen, das gut für unsere Gesundheit und sozialen Zusammenhalt ist.

2. Trauer – entsteht, wenn wir einen lieben Menschen verlieren, durch Trennungen, Krankheit oder wenn unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen.

  • Funktion: Traurig zu sein, hilft uns bei der Verarbeitung unserer Erlebnisse und zeigt uns, welche Dinge im Leben uns viel bedeuten oder bedeutet haben.

3. Wut – ist eine Emotion, die unseren Frust und Ärger über etwas ausdrückt.

  • Funktion: Wut aktiviert unsere Kampf- und Fluchtreaktion und hilft uns, uns zu verteidigen und zu schützen.

4. Ekel – ist eine Abwehrreaktion oder Unbehagen bei unangenehmen Gerüchen, Geschmack oder verdorbenem Essen. Auch bei unmoralischem Verhalten können wir Ekel verspüren.

  • Funktion: Ekel ist eine Schutzfunktion des Körpers. Er schützt uns, indem er uns von potenziell gefährlichen oder schädlichen Dingen fernhält, wie z.B. verdorbene Lebensmittel. 

5. Angst – ist eine emotionale Reaktion auf Bedrohung oder Gefahr. Sie aktiviert die Kampf- oder Fluchtreaktion (Fight-or-Flight) des Körpers, versetzt uns also in Stress, sodass wir möglichst schnell und effektiv auf die Gefahr reagieren können.

  • Funktion: Auch die Angst ist eine Schutzfunktion des Körpers. Ursprünglich sichert Angst unser Überleben, indem sie uns motiviert, uns zu verteidigen, zu kämpfen oder uns in Sicherheit zu bringen, zu fliehen.

6. Überraschung – ist die einzige wertneutrale Emotion, die sowohl positiv als auch negativ sein kann. Überraschung ist dabei nur die erste Reaktion, je nachdem, ob wir positiv oder negativ überrascht sind, folgen dann meist weitere Emotionen.

  • Funktion: Überraschung tritt reflexartig auf und schärft unsere Aufmerksamkeit für unerwartete Ereignisse.

7. Verachtung – ist ein Gefühl der Überlegenheit oder auch eine ablehnende Haltung gegenüber einer anderen Person.

  • Funktion: Evolutionär betrachtet diente diese Emotion zur Regulation des sozialen Miteinanders, wie z.B. der Bildung einer Rangfolge oder Hierarchie und zur Erhaltung bestimmter moralischer Werte.

Ist dir aufgefallen, dass nur eine unserer sieben Basisemotionen grundlegend positiv ist?

Weil unsere Emotionen heute viel komplexere Funktionen erfüllen, als nur unser Überleben zu sichern, ist es so wichtig, zu verstehen, welche Emotionen unsere Mitmenschen empfinden und wie wir unsere eigenen erkennen und regulieren können. Warum?

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen vielseitige Benefits von emotionaler Intelligenz auf. Sowohl im Privatleben als auch im Beruf stärkt eine hohe emotionale Intelligenz z.B. unsere Beziehungen2 – zu Familie, Freunden, KollegInnen – und verbessert unser soziales Miteinander. Aber nicht nur das…

1. Verbesserte Kommunikation – ein besseres Verständnis der Emotionen in uns und unseren Mitmenschen hilft uns, besser zu kommunizieren (z.B. wie wir uns fühlen). Gleichzeitig können wir besser auf unser Gegenüber eingehen und auf emotionale Signale reagieren. Einer Studie zufolge kann die Kommunikation in Teams außerdem verbessert werden, wenn die Führungskraft über eine höhere emotionale Intelligenz verfügt3.

2. Erhöhte Stressresistenz – wenn wir Emotionen besser lesen und verstehen können, trägt das auch zur Stressreduktion bei und wir können unser Verhalten in stressigen Situationen besser regulieren. Zudem können wir so auch leichter Konflikte und Stress vermeiden, z.B. durch klare Kommunikation. Dadurch sinkt das Risiko für Burnout und emotionale Erschöpfung4.

3. Klare Entscheidungsfindung – wenn wir über eine höhere emotionale Intelligenz verfügen, hilft uns das, mehr fundierte Entscheidungen zu treffen. Unser Verständnis von Emotionen und die Fähigkeit diese zu regulieren, lässt uns weniger impulsiv handeln oder voreingenommen eine Entscheidung treffen5.

4. Stärkt die Anpassungsfähigkeit – emotionale Intelligenz bedeutet auch, dass uns der Umgang mit Veränderung und neuen Herausforderungen leichter fällt. Ähnlich wie bei der größeren Stressresistenz hängt das damit zusammen, dass unser Verhalten weniger impulsiv und von Emotionen gesteuert wird, sodass wir mit einem klareren Kopf Herausforderungen bewältigen können. Emotionale Regulation fördert außerdem unsere Kreativität6 und hilft dabei, stressbedingte Blockaden zu vermeiden.

5. Höhere Teamzufriedenheit – im beruflichen Kontext verbessert emotionale Intelligenz u.a. die Zusammenarbeit im Team. Teammitglieder mit mehr emotionaler Kontrolle und Verständnis arbeiten effektiver zusammen und es entstehen seltener Konflikte7.

Emotionen besser wahrnehmen, verstehen und regulieren zu können, hat also nur Vorteile. Und die gute Nachricht ist – emotionale Intelligenz ist nicht einfach angeboren und unveränderlich – sondern wir können sie lernen, üben und Stück für Stück besser darin werden. Den Anfang hast du schon gemacht, denn zu verstehen, was emotionale Intelligenz eigentlich genau bedeutet, ist schon mal eine wichtige Grundlage, um nun besser darin zu werden.

Wenn du also deine emotionale Intelligenz stärken möchtest, dann eignen sich die folgenden Übungen dafür:

1. Body-Scan

Der Body-Scan ist eine Übung, bei der man, wie der Name schon sagt, seinen Körper „scannt“ und bewusst wahrnimmt. Es geht darum, die Empfindungen im Körper genau zu spüren und so frühzeitig Veränderungen durch bestimmte emotionale Zustände zu bemerken. Am besten legst du dich für diese Übung hin und startest mit den Zehenspitzen. Gedanklich kannst du dann Schritt-für-Schritt von den Zehen bis zum Kopf die verschiedenen Körperbereiche durchgehen und bei jedem Körperteil einen Moment hin spüren, wie fühlt es sich gerade an: Spüre ich Spannungen? Habe ich Schmerzen? Fühlt dieser Bereich sich warm oder kalt an?

Diese Übung schult unsere Wahrnehmung von Emotionen und hilft außerdem, unsere Emotionen besser zu regulieren8.

2. Der Perspektivwechsel

Unser Verständnis von Emotionen in anderen Menschen lässt sich trainieren, indem wir uns bewusst vorstellen, wie sich eine andere Person gerade fühlt. Wir wechseln aktiv die Perspektive. Wenn du dir nicht vorstellen kannst, wie sich dein Gegenüber gerade fühlen könnte, kannst du auch zum Beispiel folgende Frage stellen: Kannst du mir beschreiben, wie sich diese Situation gerade für dich anfühlt?

Dann gilt es, aktiv zuzuhören und offen zu bleiben, ohne vorschnell zu urteilen oder Lösungen zu suchen – nur zuhören und verstehen lernen9.

3. Atemregulation

Mit der besseren Regulation von Emotionen kann uns unser Atem behilflich sein10. Gerade wenn wir merken, dass wir starke Emotionen in uns spüren – Angst, Wut, Trauer – dann kann der Fokus auf unsere Atmung helfen, diese Gefühle zu regulieren und zu steuern, ohne sie zu verdrängen oder zu ignorieren. Die bewusste tiefe Atmung aktiviert unser Ruhesystem im Körper und hilft uns so, Stress abzubauen und emotionale Klarheit zu schaffen, also zu verstehen, was wir gerade fühlen und wie wir damit nun am besten umgehen. Konkrete Atemübungen findest du hier.

Die eigene emotionale Intelligenz zu stärken, kann herausfordernd sein. Feedback und Unterstützung von außen können uns helfen, besser zu verstehen, wo wir stehen und zu sehen, wie weit wir schon gekommen sind. Dazu kannst du Freunde und Familie um Unterstützung bitten oder auch ein Emotions-Coaching machen und dich professionell beraten lassen. Gerne unterstütze ich Dich dabei, deine emotionale Intelligenz zu stärken – ein kostenloses Erstgespräch kannst du hier buchen.

Wenn du Menschen ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder nur deine Gedanken über sie.

Jon Kabat-Zinn

Quellen:

  1. Ekman, P. (1992). An argument for basic emotions. Cognition and Emotion, 6(3-4), 169–200. https://doi.org/10.1080/02699939208411068 ↩︎
  2. Lopes, P. N., Salovey, P., Côté, S., Beers, M., & Petty, R. E. (Ed.). (2005). Emotion regulation abilities and the quality of social interaction. Emotion, 5(1), 113–118. https://doi.org/10.1037/1528-3542.5.1.113 ↩︎
  3. Coronado-Maldonado, I., & Benítez-Márquez, M. D. (2023). Emotional intelligence, leadership, and work teams: A hybrid literature review. Heliyon, 9(10), e20356. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2023.e20356 ↩︎
  4. Zeidner, M., Matthews, G., & Roberts, R. D. (2012). The emotional intelligence, health, and well-being nexus: What have we learned and what have we missed? Applied Psychology: Health and Well‐Being, 4(1), 1-30. https://doi.org/10.1111/j.1758-0854.2011.01062.x ↩︎
  5. Yip, J. A., & Côté, S. (2013). The emotionally intelligent decision maker: Emotion understanding ability reduces the effect of incidental anxiety on risk-taking. Psychological Science, 24(1), 48-55. https://doi.org/10.1177/0956797612450031 ↩︎
  6. Barczak, G., Lassk, F., & Mulki, J. (2010). Antecedents of team creativity: An examination of team emotional intelligence, team trust and collaborative culture. Creativity and Innovation Management, 19(4), 332-345. https://doi.org/10.1111/j.1467-8691.2010.00574.x ↩︎
  7. Barczak, G., Lassk, F., & Mulki, J. (2010). Antecedents of team creativity: An examination of team emotional intelligence, team trust and collaborative culture. Creativity and Innovation Management, 19(4), 332-345. https://doi.org/10.1111/j.1467-8691.2010.00574.x ↩︎
  8. Kabat-Zinn, J. (2003). Mindfulness-based interventions in context: Past, present, and future. Clinical Psychology: Science and Practice, 10(2), 144-156. https://doi.org/10.1093/clipsy.bpg016 ↩︎
  9. Gerdes, K. E., Segal, E. A., Jackson, K. F., & Mullins, J. L. (2011). Teaching empathy: A framework rooted in social cognitive neuroscience and social justice. Journal of Social Work Education, 47(1), 109-131. https://doi.org/10.5175/JSWE.2011.200900085 ↩︎
  10. Zaccaro, A., Piarulli, A., Laurino, M., Garbella, E., Menicucci, D., Neri, B., & Gemignani, A. (2018). How breath-control can change your life: A systematic review on psychophysiological correlates of slow breathing. Frontiers in Human Neuroscience, 12, 353. https://doi.org/10.3389/fnhum.2018.00353 ↩︎

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